Aktuelle Aufführungstermine 2024:
Rudolf Steiner: Der Hüter der Schwelle

Sonntag, 16. Juni, 15h, Friedrich Eymann Waldorfschule, Feldmühlgasse 26, 1130 Wien
Samstag, 22. Juni, 15h Grünes Goetheanum, Weilrod-Riedelbach, Deutschland
Montag, 24. Juni, 15h Schloss Hohenfels, 78355 Hohenfels, Deutschland
Samstag, 20. Juli, 16h Haus Freudenberg, Prinz-Karl-Straße 16, 82319 Starnberg, Deutschland

Kartenreservierung: info@odysseetheater.com oder Tel.: +43 (676) 9 414 616

Macbeth

Aus Odysseetheater
Erste Hexe
Tragödie in fünf Akten
William Shakespeare
1991, 1998

Personen

Macbeth Wolfgang Peter
Banquo Christian Kniescheck
Macduff Manfred Seitinger
Rosse Eva Peter-Culik
Lady Macbeth Andrea Löschnig
Lady Macduff Caroline Raab
Erste Hexe Veronika Kerschbaum
Zweite Hexe Karin Gerstl
Dritte Hexe Elisabeth Meixner
Hekate Eva Peter-Culik
Pförtner Ernst Horvath
Erster Mörder Elisabeth Meixner
Zweiter Mörder Martina Tobler
Edelleute, Diener, Soldaten
Schottland, im 11. Jahrhundert
Regie Wolfgang Peter

Inhalt

Erster Akt

Macbeth und Banquo erscheinen die drei Hexen auf der Heide
Macbeth nach dem Mord an König Duncan
Macbeth wird zum König gekrönt
Der Geist des ermordeten Banquo erscheint an der Tafel von Macbeth
Die drei Hexen warnen Macbeth

Macbeth und Banquo, die Feldherrn des schottischen Königs Duncan, haben die Rebellen siegreich geschlagen. Auf dürrer Heide erscheinen ihnen drei Hexen und prophezeien den staunenden Kämpfern: Macbeth werde zuerst Than von Cawdor und dann König werden, Banquo hingegen Stammvater eines ganzen Königsgeschlechts.

Noch haben sich die beiden Ritter nicht gefaßt, als Rosse auf Geheiß des Königs erscheint und Macbeth als neuen Than von Cawdor begrüßt.

Als Lady Macbeth von der Prophezeiung erfährt, entwirft sie, ehrgeiziger und rücksichtsloser als ihr Gatte, den Mordplan an dem greisen Duncan, der als einziger noch den Weg zur Königsmacht hindert.

Zweiter Akt

Macbeth, anfangs noch von Furcht und Zweifeln gequält, erdolcht in tiefer Nacht den schlafenden König. Entsetzt über seine grause Untat kann er von Lady Macbeth nur mühsam beruhigt werden.

Schon wird der trunkene Pförtner durch heftiges Pochen an der Pforte aus dem Schlaf gerissen. Macduff, Duncans treuer Gefolgsmann, begehrt dringend Einlaß.

Am frühen Morgen wird der Mord entdeckt, den Macbeth auf die beiden Kämmerlinge des Königs schiebt, die er scheinbar aus Rache und Wut, tatsächlich aber, um von sich abzulenken, ersticht. Doch Banquo und Macduff beginnen bald an Macbeth‘ Aufrichtigkeit zu zweifeln.

Dritter Akt

Macbeth, mittlerweile zum König gekrönt, lädt Banquo zu einem feierlichen Mahl. Doch insgeheim fürchtet er dessen unerschrockenen Geist und läßt ihn feige von gedungenen Mördern töten. Fleance, Banquos Sohn, entkommt nur knapp.

Kaum hat sich des Landes Adel zum festlichen Mahl versammelt, da erscheint dem von seinem Gewissen gequälten Macbeth der Geist des gemordeten Banquo. Von Entsetzen geschüttelt beschließt Macbeth, sich seine weitere Zukunft von den Hexen verkünden zu lassen.

Vierter Akt

Die Hexen, geleitet von der dunklen Hekate, warnen Macbeth vor Macduff, versichern jedoch gleichzeitig, kein von einem Weib geborener Mensch könne Macbeth schaden, und er werde nicht besiegt, ehe der Wald von Birnam zu seinem Schloß Dunsinan hinaufsteige.

Macduff ist nach England geflohen und Macbeth läßt Lady Macduff samt ihren Kindern töten. Als Macduff von dieser Greueltat erfährt, schwört er blutige Rache.

Fünfter Akt

Nun wird auch die einst so kaltblütige Lady Macbeth von wilden Phantasien gepeinigt, die ihr die blutigen Untaten wieder und wieder vorgaukeln. Schlafwandelnd versucht sie verzweifelt, unsichtbares Blut von ihren Händen zu waschen. Völlig entkräftet stürzt sie tot zusammen.

Macbeth scheint nun fast den Sinn der Furcht verloren zu haben. Die doppelsinnige Prophetie der dunklen Weiber wiegt ihn in trügerischer Sicherheit.

Von Kriegslärm aufgeschreckt muß Macbeth betroffen erkennen, daß der Wald von Birnam sich zu bewegen beginnt. Macduffs Kämpfer haben sich mit abgehauenen Zweigen getarnt und rücken immer näher. Macbeth wird im Kampf von Macduff erschlagen, der nicht “von einem Weib geboren”, sondern vorzeitig aus dem Mutterleib geschnitten worden war. Die doppelzüngige Verheißung der dunklen Mächte hat sich erfüllt!

Das Werk und seine Entstehung

SHAKESPEARE schrieb MACBETH, die geschlossenste seiner Tragödien, möglicherweise auf Anregung des schottischen und später englischen Königs JAKOB I., der selbst eine umfassende Abhandlung über Dämonen (Daemonologie) veröffentlicht hatte, in der er alle Fähigkeiten der Hexen mit seltener Genauigkeit beschrieb. Den Stoff selbst hat Shakespeare, wie schon für seine früheren Historien, Raphael Holinsheds “Chroniken” entnommen, wich aber in Motivierung und Hergang des Mordes stark von seiner Vorlage ab – mit ein Beweis für seine neugewonnene dichterische Freiheit. Jakob I. hielt sich für einen Nachkommen Banquos, dem die drei Hexen prophezeien: “Selbst König nicht, doch Könige zeugst du.” Ähnlich war auch seiner Mutter, Maria STUART, Schicksal. Sie starb, ohne die begehrte englische Krone zu erlangen; doch die Ironie des Schicksals machte sie zur Mutter des neuen Königs.

Das Drama Macbeth wurde bei Hof während der Festlichkeiten aus Anlaß des Besuches von König Friedrich II. von Dänemark, Jakobs Schwager, im Jahre 1606 uraufgeführt und gehört neben Othello, Hamlet und King Lear zu den vier großen Tragödien Shakespeares. Seit der Uraufführung ist die Beschäftigung mit diesem Werk nicht abgerissen und hatte besonders zur Zeit des Sturm und Drang entscheidenden Einfluß auf die deutsche Dichtung. Schillers Übersetzung wurde am 14. Mai 1800 in Weimar erstmals gespielt. Dorothea Tiecks klassische Nachdichtung wird dem Bilderreichtum Shakespear‘scher Sprache äußerst gerecht und kann sich neben modernen Versuchen durchaus behaupten.

MACBETH - im Zeichen des SKORPIONS

Der Skorpion ist ein Abbild der einsetzenden Todesprozesse, wie diese im Herbst zur Wirkung kommen. Gleich der Herbstsonne läßt er sich bedingungslos von Schwere und Finsternis bannen. Die Skorpione sind Tiere, die das Licht möglichst meiden. Tagsüber verbergen sie sich in dunklen Spalten und Höhlen. Wer einmal Gegenden bereist hat, in denen der Skorpion zu Hause ist, weiß, vor welch unangenehme Überraschung ihn die Lebensweise dieser Tiere stellen kann. In den südlichen Ländern kommt es vor, daß man sich zu Bett legt und plötzlich einen heftig stechenden Schmerz fühlt. Ein Skorpion hat das Bett für ein gutes Versteck gehalten. Das ist so recht charakteristisch für die Skorpion-Natur: ohne daß man es erwartet hat, und bevor man noch an eine ehrliche Gegenwehr denken kann, erliegt man einem heftigen Angriff. Erst wenn es draußen dunkel wird, schieben sich die Skorpione aus ihren Spalten hervor. Sie leben also eigentlich stets im Verborgenen, auch wenn sie auf Jagd aus sind. Sie laufen mit ihren beiden Scheren, die etwa kleinen Krebsscheren ähneln, vorwärts, während der lange gegliederte Schwanz mit dem Stachel am Ende zuweilen direkt nach rückwärts weist, meistens aber drohend über den Kopf hin nach vorn gerichtet ist. Ständig sind sie bereit, anzugreifen und zu stechen. Ohne Gefahr für sich selbst, wissen sie sogar die größten Insekten und Spinnen zu töten. Sie greifen jeden Feind mit ihren Scheren an, drücken ihm damit den Kopf auf den Boden, so daß er völlig wehrlos ist, und tasten nun, aus dem sicheren Abstand heraus, mit ihrem Stachel gelassen seinen Körper nach einer schwachen Stelle ab. Dann ist es nach ein paar Zuckungen um ihre Beute geschehen. Nun beginnen sie langsam und sorgfältig, ihr Opfer aufzufressen. Für den Menschen ist der Skorpionstich äußerst schmerzhaft und mitunter sogar gefährlich. In jedem Fall hat der Stich unangenehme Folgen.

Solch ein Skorpion ist ein Wesen voller Gegensätze, gerade wie die Novembersonne. Er lebt scheinbar mit der Absicht, so stark wie möglich die Macht des Todes zu demonstrieren. Im allgemeinen hat Wasser eine lebenerweckende Kraft; die Skorpione verfügen jedoch über eine wässerige Flüssigkeit, die als todbringende Waffe verwendet wird.

Merkwürdig ist in diesem Zusammenhang die immer wieder auftauchende Behauptung, daß die Skorpione Selbstmord verüben, wenn man sie in einen Feuerkreis setzt. Jemand erzählte einst, daß er im Dunkel einen Skorpion in einem Fläschchen hielt. Näherte er sich diesem nun mit einer starken Lampe, so richtete der Skorpion den Stachel auf seinen eigenen Körper; wurde die Lampe wieder zurückgezogen, ging auch der Stachel wieder zurück. Wenn aber die Lampe ganz dicht herangebracht und so belassen wurde, tötete sich der Skorpion tatsächlich. Der Berichterstatter hatte das wiederholt ausprobiert. Hier sieht man das ganze Skorpionproblem: Leben, das sich selbst tötet, und noch überdies aus Angst vor dem Licht.

Höchst eindrucksvoll ist die Brutversorgung der Skorpione. Das Muttertier geht dabei äußerst sorgfältig mit den Jungen um. Während mehrerer Wochen trägt es sie auf seinem Rücken. In dieser Zeit macht das Tier keinen Gebrauch von seinem Stachel, es frißt also auch nicht. Indem ein Skorpionwesen sich aus dem tieferen Zusammenhang mit der Weltordnung herauslöst, fühlt es sich gedrängt, bei anderen Wesen die Stelle der führenden Weisheit einzunehmen. Es fühlt sich also keinesfalls auf gleicher Stufe mit den anderen stehend, es hat auch nicht das Bedürfnis, Rücksicht auf sie zu nehmen. Sie sind ihm Objekte, die es für sich ausnützen darf, und was ihm Lust bereitet, ist, sie zu führen auf Grund seiner Kenntnis ihrer eigenen tieferen Gesetze. Wenn es ein sehr einseitiges Skorpionwesen ist, so versucht es sogar andere Wesen und Naturkräfte aus ihrer Verbindung mit dem Weltganzen loszulösen und sie destomehr unter den eigenen Einfluß zu bringen.

Auch die Moral beruht auf dem Suchen der inneren Harmonie und auf der Erhaltung gerade dieser Verbindung mit der Umgebung. In der echten Moralität lebt ein Spiegelbild der göttlichen Weltordnung. So wird verständlich, daß die Moralität auf einem gesunden Walten der Lebenskräfte beruht. Man spricht nicht umsonst von Blindheit gegenüber der Moral. Man muß doch zumindest ein schwach wahrnehmendes Gefühl haben für die Art, in der unser Wesen eingegliedert ist in die Weltenordnung, um eine Basis für die eigene Moralität zu finden. Ein Skorpionmensch ist überwach, weil er sich mehr als ein anderer Mensch aus dem gesunden Zusammenhang mit der Welt loslöst.

Im Zusammenhang damit fehlt es oft an moralischen Einsichten, es mangelt an moralischen Hemmungen. In typischen Fällen fehlt der Begriff für Moral so vollkommen, daß man von Moralblindheit sprechen muß. Diese Dinge lassen sich bis zu einem Grade fortsetzen, dessen Ausmaß nur vermutet werden kann. Ein bösartiges Skorpionwesen ist besessen von einer Art Eifersucht anderen gegenüber, weil diese über eine starke Gesundheit verfügen oder weil sie innere Größe auszeichnet. Es wird sich niemals an eine ehrliche offene Kraftmessung wagen, o nein, es wird sich an der Tatsache freuen, daß der andere empfindliche Stellen und Schwächen hat, und wird ihn mit deren Hilfe niederziehen oder ihn sogar ganz untergehen lassen. Es wird nicht eher ruhen, bis es eine Situation schaffen konnte, die es die eigene Überlegenheit wieder fühlen läßt.

(nach Frits Julius: Die Bildersprache des Tierkreises)